ICOMOS-Studierendenwettbewerb 2023:
„1960+ / Plädoyers zum Erhalt von Bauten der Postmoderne“
Vorstellung der prämierten Arbeiten am 23. Januar 2024 in Stuttgart

Im Sinne einer das Verständnis der gebauten Umwelt fördernden Erhaltung des baukulturellen Erbes rücken verstärkt jüngere Zeugnisse der Architektur- und Stadtbaugeschichte ins Blickfeld der Denkmalpflege. Dazu zählen Werke der 1960er bis 1990er Jahre, die heute zunehmend öffentliche Aufmerksamkeit und konservatorisches Interesse auf sich ziehen, aber auch Kontroversen auslösen. Mit dem Studierendenwettbewerb „60plus – Postmoderne“ wollten die Auslobenden die ICOMOS-Studierendenwettbewerbe 2015 „from 60 to 90“, 2017 „60plus XXL“, 2019 „U-Bahn- und Verkehrsbauten“ und 2021 „Brutalismus“ fortführen und diesmal den Fokus auf die undogmatischen Schöpfungen der Postmoderne lenken: Wild geschwungene Kurvaturen, türkisfarbene Fensterrahmen, ein Pasticcio aus geometrischen Formen in Grundfarben oder nicht ganz ernsthaft erscheinende Referenzen an die Architekturgeschichte – postmoderne Bauten wirken häufig wie Fremdkörper, die ihre architektonischen Kontexte vergleichsweise konventionell erscheinen lassen. Häufig bedarf es eines zweiten oder dritten Blicks, um die Qualitäten der oft sonderbar erscheinenden Gebäude zu würdigen, die man als postmodern bezeichnet.
2023 wurde der Wettbewerb von ICOMOS Deutschland, der Wüstenrot Stiftung sowie dem Arbeitskreis Theorie und Lehre der Denkmalpflege e.V. in Zusammenarbeit mit der Bauhaus-Universität Weimar, der Architektenkammer Baden-Württemberg und dem KIT – Karlsruher Institut für Technologie ausgeschrieben. Die Auslobung richtete sich insbesondere an Studierende der Architektur, der Stadtplanung, der Kunstgeschichte, der Archäologie und Restaurierung und anderer Denkmalpflegedisziplinen. Ziel der Aufgabe war, sich mit dem architektonischen und städtebaulichen Erbe der Postmoderne vertieft auseinanderzusetzen. Dabei ging es nicht allein darum, den Schutz von Anlagen der Postmoderne anzumahnen, sondern auch um die kritische Analyse und Bewertung erfolgter Maßnahmen oder um präzise Vorschläge zum Schutz und zur erhaltenden Erneuerung.
Es wurden gut 60 studentische Arbeiten von ca. 20 Hochschulen aus sechs Ländern (Deutsch­land, Australien, Belgien, Italien, Portugal und Schweiz) eingereicht.
 
Das Preisgericht bestand aus:
Kirsten Angermann, Bauhaus-Universität Weimar
Anette Busse, KIT Karlsruhe
Philip Kurz, Wüstenrot Stiftung
Tino Mager, ICOMOS Deutschland
Joaquín Medina Warmburg, KIT Karlsruhe
Hans-Rudolf Meier, Bauhaus-Universität Weimar
Markus Müller, Architektenkammer Baden-Württemberg
Christian Raabe, Arbeitskreis Theorie und Lehre der Denkmalpflege
 
Vier Arbeiten aus dem Wettbewerb sind mit einem ersten und vier mit einem zweiten Preis ausgezeichnet worden. Die Preisträger:innen erhalten – wie bei den vorigen Wettbewerben – ein Preisgeld der Wüstenrot Stiftung.
1. Preis:
Michael Blackmore, BTU Cottbus: Portland Mall Bus Shelter, the Former
Victoria Marie Mann, Anna Witt, Bauhaus-Universität Weimar: Saalgasse Frankfurt
Jan-Gerrit Müller-Scheeßel, Bauhaus-Universität Weimar: Alte Schmiede Scheeßel – Die dörfliche Postmoderne
Ahmet Toglukdemir, RWTH Aachen: documenta urbana

2. Preis:
Sascha Kipper, Alexander Wiese, Fachhochschule Erfurt: Energiesparhaus Hopfgarten
Anna Kranitz, Bauhaus-Universität Weimar: Das Schiff der Hökerinnen
Helena Macarthur, St Scholastica’s College Glebe, Sydney/ Australien: Crane 302 Cockatoo Island Wareamah AU
Lilith Wagner, Johanna List, Fachhochschule Erfurt: Karstadt am Gewandhaus: Das Aus fürs Warenhaus?
 
Die acht prämierten Arbeiten wurden am 23. Januar in der Architektenkammer Baden-Württemberg, Danneckerstr. 54, 70182 Stuttgart von den Verfasser:innen präsentiert und inhaltlich erläutert.
 
(Foto: Die in Stuttgart am 23.1.2024 anwesenden Preisträger:innen und Laudator:innen; © AKBW / Jan Potente)

 

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